Mathematik für Informatik 1
- Definition
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Eine exakte Definition führt einen neuen Begriff oder ein neues Symbol so ein, dass man überall da, wo der Begriff oder das Symbol auftaucht, ihn oder es durch die definierende Beschreibung ersetzen könnte, ohne dass sich die Aussage inhaltlich ändert. Bei mathematischen Objekten werden die definierenden Eigenschaften auch gerne Axiome genannt.
Wenn ein einzelnes Objekt definiert wird (z. B. die Zahl als Nachfolger der Zahl ), dann bedeutet dies, dass einem bereits benennbaren Objekt ein neuer Name gegeben wird. Nach solch einer Definition gilt also eine Gleichheit zwischen dem durch den neuen Namen benannten Objekt und dem durch den alten Namen bezeichneten Objekt. Manchmal wird eine solche Definition in Formelschreibweise einfach durch diese Gleichung wiedergegeben; oft wird irgendwie auf den definitorischen Charakter hingewiesen, z. B. durch einen Doppelpunkt auf der zu definierenden Seite, also oder (dies ist eine eine aus der Informatik übernommenen, also recht neue Schreibweise). Andere verbreitete Versionen sind und .
Wenn eine Relation definiert wird, wird dadurch eine Äquivalenz aufgestellt, z. B. zwischen der Aussage „die natürliche Zahl teilt die natürliche Zahl “ und der Aussage „ und sind natürliche Zahlen und es gibt eine natürliche Zahl mit “. Hierfür gibt es die analoge Schreibweise der „definierenden ¨Aquivalenz“ . Wenn klar ist, dass es sich um eine Definition handelt, spart man sich umgangssprachlich gerne das ”genau dann“ und sagt zum Beispiel „eine natürliche Zahl teilt eine natürliche Zahl , wenn es eine natürliche Zahl mit gibt“ und versteht dies so, dass solch eine Definition immer umfassend sein soll, dass es also keine anderen Umstände gibt, unter denen eine natürliche Zahl eine andere teilt.
Daneben gibt es eine Art „beschreibende Definition“ (in der nicht-axiomatischen Mathematik), welche Eigenschaften von Objekten nahelegt, ohne sie genau festzulegen, und die keine exakte Definition ist. So zum Bespiel „Ein Punkt ist, was keine Teile hat“ bei Euklid oder „Unter einer ‚Menge‘ verstehen wir jede Zusammenfassung von bestimmten wohlunterschiedenen Objekten unserer Anschauung oder unseres Denkens (welche die ‚Elemente‘ von genannt werden) zu einem Ganzen“ bei Cantor.
- Satz
- Satz oder Proposition für ein mathematisches Ergebnis mit eigenständigem Interesse. Besonders wichtige Ergebnisse werden auch mit Hauptsatz oder Theorem bezeichnet (wobei die Abgrenzung oft unscharf ist und manche Autoren diesen Unterschied auch gar nicht machen). Wichtige Sätze tragen oft Namen („Hauptsatz der Differential- und Integralrechnung“, „Hilberts Nullstellensatz“, „Satz von Fubini“, …). Bei ganz großen Mathematikern (Euler, Gauß, …) ist die Zuordnung allerdings nicht immer eindeutig.
- Lemma
- Als Lemma oder Hilfssatz werden Zwischenergebnisse bezeichnet, die in mehreren Beweisen gebraucht werden oder der Übersichtlichkeit halber aus größeren Beweisen ausgegliedert werden. Daneben gibt es auch Lemmata mit Namen (Zorn’sches Lemma, Hensels Lemma, Lemma von Gauß, …). Dies sind zumeist Ergebnisse, die sich für die Entwicklung einer ganzen Theorie als grundlegend erwiesen haben (der Name „Lemma“ ist dann als Ehrenbezeichnung zu verstehen).
- Korollar
- Als Folgerung oder Korollar aus einem Satz wird ein Ergebnis bezeichnet, welches keinen eigenständigen Beweis mehr braucht, sondern dessen Gültigkeit sofort oder fast sofort aus dem vorher bewiesenen Satz eingesehen wird.
- Beweis
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Ein mathematischer Satz wird erst dann als gültig angesehen, wenn er bewiesen ist. In der Theorie gibt es eine exakte Definition davon, was ein Beweis ist, nämlich eine Abfolge von mathematischen Aussagen, die
- entweder Axiome sind
- oder Aussagen sind, die bereits bewiesen sind oder als bewiesen gelten
- oder Aussagen sind, die aus vorherigen Aussagen in der Beweiskette durch einen korrekten logischen Schluss folgen. Hierfür dürfen nur gewisse, fest vorgegebene korrekte Schlussweisen verwendet werden.
In der Praxis kann man aber nur ganz einfache Beweise wirklich in dieser Form ausführen; zu komplizierteren Sätzen käme man aus Zeitgründen nicht und weil diese Art des Beweisens todlangweilig wäre. Stattdessen erlaubt man sich „größere“ Schritte, die aber nachvollziehbar sein müssen.
Was nun als „nachvollziehbar“ angesehen wird, hängt sehr von der Situation ab. In der Praxis gibt es somit keine klaren Kriterien dafür, was ein gültiger Beweis ist. Man könnte vielleicht sagen, dass ein akzeptierter Beweis dann vorliegt, wenn die relevanten Personen davon überzeugt sind, dass man ihn in die oben beschriebene theoretische Form eines Beweises bringen könnte. Ob ein Beweis akzeptiert wird oder nicht, hängt also davon ab, wer ihn vorlegt und wer ihn beurteilt. Insbesondere wird man von Anfänger:innen mehr und ausführlichere Zwischenschritte verlangen als von etablierten Mathematiker:innen; ebenso wird man in einer Vorlesung anders beweisen als in einem Fachartikel.
Einen Beweis muss man außerdem verteidigen können: Wenn jemand einen Beweisschritt anzweifelt (und sei es nur aus didaktischen Gründen), dann muss man in der Lage sein, immer feinere Zwischenschritte einfügen zu können, letztendlich bis auf die Ebene des theoretischen Beweisbegriffs hinab.
Diese Definitionen basieren auf dem Skript von Markus Junker der Albert-Ludwigs-Universität Freibug, Kapitel 4 „Mathematische Terminologie“, welches insbesondere für weitere Begriffe einen Blick wert ist.
Grundlagen
Mathematische Logik
- Alle Studenten sind schlau … ist eine Aussage.
- Herzlichen Glückwunsch … ist keine Aussage.
Ein Ausdruck der Form „“ ist eine Aussageform, die zu einer wahren oder falschen Aussage wird, wenn durch eine konkrete Zahl substituiert wird.
Aussagen können durch folgende Junktoren
- nicht
- und
- oder
- folgt
- äquivalent
verknüpft werden. Wir vereinbaren dabei:
Hierbei können selbst Verknüpfungen von Aussagen sein.
Äquivalente Ausdrücke sind solche mit gleicher Wahrheitstafel, wie zum Beispiel und , im Zusammenhang
denn wir ermitteln
sowie die de Morganschen Regeln der Aussagenlogik
- Satz vom ausgeschlossenen Dritten
- Satz vom Widerspruch
- Satz von der doppelten Verneinung
- Satz von der Kontraposition
Sei nun eine „Menge“ von Elementen/Variablen. Ist Element von , so schreiben wir . Wir führen folgende Quantoren ein:
Allquantor | „für alle Elemente aus “ | |
---|---|---|
Existenzquantor | „es gibt ein Element aus “ |
Quantoren werden wie folgt negiert ( bedeute eine Aussage
Als Übung werden wir die Definition der Stetigkeit aus dem letzten Beispiel negieren. TODO
Mengenlehre
Eine Menge charakterisieren wir auf zwei Arten:
- entweder durch Angabe ihrer Elementen , im Zusammenhang wobei die Reihenfolge der Elemente nicht wichtig ist und Elemente nicht mehrfach angegeben werden,
- oder durch die Angabe einer definierenden Eingenschaft , das heißt
- Die Menge besitzt als einziges Element.
- Die Menge besitzt die Elemente und .
- Es ist .
- Es ist .
Es existiert genau eine leere Menge , die überhaupt kein Element enthält. Sie ist Teilmenge jeder Menge. Insbesondere ist falls für kein wahr ist. Jede andere Menge besitzt wenigstens ein Element.
Es seien zwei beliebige Mengen. Wir setzen
, | falls | „ gleich “ |
, | falls | „ Teilmenge “ |
, | falls und | „ echte Teilmenge “ |
Weiter setzen wir
- Vereinigung
- Durchschnitt
- Differenz
Wir betrachten nun Abbildungen zwischen Mengen.
- surjektiv,
- wenn zu jedem ein existiert mit
- injektiv,
- wenn die Gleichung zu höchstens eine (oder auch gar keine) Lösung besitzt
- bijektiv,
- wenn sie sujektiv und injektiv ist.
Eine bijektive Abbildung ordnet jedem genau ein zu, und umgekehrt existiert zu jedem genau ein mit .
Es existiert also die Inverse mit den Eigenschaften
für alle | |
für alle |
Zur Potenzmenge gehören insbesondere auch die leere Menge und selbst.
Nach einem Satz von Cantor gilt sogar allgemein, dass stets „mächtiger“ ist, als eine beliebige Menge .
Zahlenbereiche
Die reellen Zahlen
Sie kennen die folgenden Zahlenbereiche
- - natürliche Zahlen
- - ganze Zahlen
- - rationale Zahlen
- - reelle Zahlen
Wir wollen die Rechenregeln in wiederholen.
Regeln der Addition
- Kommutativgesetz der Addition
- für alle
- Assoziativgesetz der Addition
- für alle
- Neutrales Element der Addition
- Es gibt genau eine mit für alle .
- Inverses Element der Addition
- Zu jedem gibt es genau ein mit .
Regeln der Multiplikation
- Kommutativgesetz der Multiplikation
- für alle
- Assoziativgesetz der Multiplikation
- für alle
- Neutrales Element der Multiplikation
- Es gibt genau eine mit für alle .
- Inverses Element der Multiplikation
- Zu jedem gibt es genau ein mit .
Distributivgesetz
für alle .Hierzu kann man unter anderem folgende weitere Regeln ableiten: